Bezirkstag des Niedersächsischen Fußballverbands: Hohe Auszeichnung für den Schiedsrichter und Funktionär
Unauffällig hatte Hermann Lührs am Sonnabend seinen Platz am Vorstandstisch geräumt. Nach 34 Jahren als Schatzmeister des NFV-Bezirks Hannover wollte der Neustädter nicht für eine weitere Wahlperiode antreten – und nahm nun während des Fußball-Bezirkstags in Barsinghausen Abschied. Bei den Ehrungen traf es auch Vertreter des NFV-Kreises Hildesheim.
Nachdem die Delegierten einstimmig für Henning Stille als neuen Finanz-Chef votiert hatten, tauschte Lührs die Namensschilder auf dem Podium aus, umarmte Stille und verabschiedete sich lächelnd mit einem „Tschüß“ in die hinterste Reihe des Saals im Sporthotel Fuchsbachtal. Doch natürlich kam der Mann, der nach eigenen Schätzungen in fast dreieinhalb Jahrzehnten knapp drei Millionen Euro bewegt hatte („Eigentlich hätte ich zehn Prozent abbekommen müssen“), nicht so leicht davon – obwohl „du ja schon ausgeehrt bist“, verdeutlichte Bezirksvorsitzender August-Wilhelm Winsmann nach Aufzählung der wichtigsten Auszeichnungen für dessen insgesamt 61-jährige ehrenamtliche Tätigkeit.
Doch Winsmann ernannte ihn nach der ebenfalls einhelligen Wahl aller Delegierten zum Ehrenmitglied des Bezirksverbands Hannover – garniert mit Präsenten wie dem Buch „Diese eine Sekunde“ samt persönlicher Widmung von Uwe Seeler. „Es hat mir immer sehr viel Spaß gemacht – aber irgendwann muss Schluss sein“, meinte der 78-Jährige. 1956 hatte Lührs seine
ersten Aufgaben im SV Esperke übernommen. Später war sein Wissen und Einsatz jahrelang als Vorsitzender im Finanz- und Wirtschaftsausschuss des Niedersächsischen Fußballverbands und im Norddeutschen Fußball-Verband gefragt, skizzierte Winsmann.
Die Wahl zum Ehrenmitglied erschien angesichts dieser Leistungen nur konsequent. Auch die übrigen Entscheidungen der Versammlung waren ohne Gegenstimme oder Enthaltung über die Bühne gegangen. Winsmann selbst steht daher für weitere drei Jahre dem Bezirk vor – und das „herzlich gerne“, wie er dem zum kurz zum Wahlleiter ernannten Ehrenvorsitzenden Heinz-Hermann Ehlers versicherte. Sein Stellvertreter bleibt Matthias Mendel, der Spielausschuss arbeitet unter der bewährten Führung von Thorsten Schuschel, dem Schiedsrichterausschuss steht weiter Thomas Rüdiger aus Bad Salzdetfurth vor, Denise Thaddey leitet nach wie vor das Sportgericht und den Jugendausschuss wie bisher Christian Münzberg. Münzberg bekam auch die höchste Auszeichnung des Vormittags verliehen – die goldene Ehrennadel des Niedersächsischen Fußball-Verbands (NFV).
In seiner Laudatio erinnerte Winsmann an Münzbergs Einsatz für den Fußball seit 1971 – als Schiedsrichter, Jugendtrainer, Spartenleiter und später als Vorsitzender seines Vereins, dem TuS Marathon Hannover, als Auswahltrainer und Mitglied des Lehrausschusses im Kreis Hannover von 1985 bis 1992, Beisitzer und Vorsitzender im Kreis-Jugendausschuss und seit 2010 als Chef des Bezirks-Jugendausschusses.
Eine weitere goldene Ehrennadel nahm Günther Schaper aus Segeste entgegen. Und Detlef Winter aus Sibbesse als Vorsitzender des NFV-Kreises Hildesheim ließ keinen Zweifel daran, dass es mit seinem Vereinskollegen vom MTV Almstedt den Richtigen traf – vor allem wegen seiner Verdienste um die Schiedsrichter-Aus- und Weiterbildung „in insgesamt 38 Jahren auf Kreis-, Bezirks- und Verbandsebene“, sagte Winter über den Mann, der 1979 Lehrwart im Kreis Hildesheim wurde. Aktiv leitete Schaper Partien bis zur Oberliga, als Assistent stand er auf der DFB-Liste.
„Aber als es mal darum ging, einen Platz für einen Aufsteiger freizumachen, hast du dich dazu bereiterklärt“, erinnerte der Kreis-Boss daran, als Schaper freiwillig kürzer trat – und ein junger Michael Weiner deshalb eine Liga höher pfeifen durfte. Der reifte bekanntlich später zum Bundesliga- und Fifa-Schiedsrichter. Heute ist der Experte für Unparteiische noch immer viel unterwegs – als Schiri-Beobachter bis hoch zur A-Junioren- und Frauen-Bundesliga. „Man macht sich keine Vorstellungen, welch weite Fahrten das sind – der Sonntag ist auf jeden Fall gelaufen“, unterstrich Winter.
Die Ehrungen hatten den größten Rahmen des Bezirkstags eingenommen, zu dessen Beginn Winsmann auch nachdenkliche Worte fand. Die Initiative „Amateurvereine fordern Unterstützung“ aus dem Raum habe ihn „ein wenig betrübt“, räumte Winsmann ein. Die Clubs forderten von den Fußball-Verbänden unter anderem mehr Transparenz und Kommunikation auf Augenhöhe. Zu jenen Verbänden zählte er auch den von ihm geleiteten Bezirk.
„Ich kann euch aber versichern, dass meine Mitarbeiter immer den Dienstleistungs- und Servicegedanken gegenüber den uns anvertrauten Vereinen an erster Stelle gesehen und danach gehandelt haben“, unterstrich der Bezirks-Chef. Als jüngstes Beispiel bestmöglicher Transparenz nannte er die demokratische Entscheidung, die Bezirksligen nicht wie geplant von vier auf drei Staffeln zu reduzieren. Auch NFV-Präsident Karl Rothmund als Ehrengast ging auf die Kommunikation mit den Clubs ein – und sicherte einen offenen Dialog zu. Es werde ein Austausch auf Augenhöhe.