„Es reicht nicht aus körperlich fit zu sein!“

NFV-Verbandsschiedsrichterlehrwart Günther Thielking referierte bei Hildesheimer Schiedsrichtern

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Günther Thielking hat sein Publikum im Griff

Es war zu erwarten: „Wenn Günther Thielking kommt wird die Hütte voll“, sagte der Kreisschiedsrichterobmann Wilhelm König. Es war ein Gedrängel – über 100 Fußballschiedsrichter kamen in das Tagungslokal „Zum Osterberg“, nach Himmelsthür. Alle waren so aufmerksam, dass man gehört hätte wenn eine Stecknadel zu Boden fiel. In anderthalb Stunden gab der Verbandsschiedsrichterlehrwart Tipps und zog bei seiner Powerpoint-Präsentation alle Register mit welchen Eigenschaften ein guter Schiedsrichter behaftet sein muss.
Neben guter Regelkenntnis und körperlicher Fitness gehören Basiswissen und Körpersprache als Mittel zur Spielleitung, eröffnete Thielking sein Referat. Maßnahmen zur Weiterbildung, Kondition und Schnelligkeit durch ständiges Training sollten stets im Fokus stehen.
Der Unparteiische muss oft mit Konfrontationen umgehen können, die Fähigkeit zum Stressabbau besitzen, Selbstkritik aufbauen und erhalten, lehrte der Gastreferent.
Allein schon der erste Eindruck eines Schiedsrichters zu den Mannschaften ist wichtig. „Wie wirkst du auf deinen Gegenüber?
„Besonders spielen Mimik, Gestik, Körperhaltung, insbesondere der Tonfall eine große Rolle: „Niemals arrogant, aggressiv oder zu leise auftreten. Immer den richtigen Ton finden, auch in den unteren Klassen. 15% verbale Äußerungen und 85% Körpersprache beinhalten den Gesamteindruck. Immer den Spieler ansehen. Als Beispiel wurde der frühere FIFA-Referee Pierluigi Collina genannt, der durch seine typische unnachahmliche Körpersprache auffiel und sich damit großen Respekt verschaffte.
„Dinge wie Kleidung, Haare, Artikulierung und Bewegung gehören zur Persönlichkeit eines Schiedsrichters dazu. Auch nicht mit den Armen gestenreich herum rudern“, fuhr der Gastredner fort.
Man sollte auch das zunehmende Vokabular der Jahrgänge beherrschen. Auch Halbwissen unter den Spielern bereiten Probleme“, brachte es der 63jährige auf den Punkt.
Wichtig ist die verbale Ansprache mit ruhigen klaren Anweisungen, freundlich, ohne Diskussionen und Provokationen.
Dabei ist die Einhaltung der Distanz zu den Spielern besonders wichtig, z. B. beim Aussprechen von Spielstrafen.
So sollte der Schiedsrichter den persönlichen Bereich beachten, „eine gewisse Intimsphäre“. Dabei ist die gelbe oder rote Karte in Augenhöhe zu zeigen – niemals am langen Arm von oben herab.

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Auch die Teilnehmer werden aktiv in den Vortrag eingebunden

Der moderne Schiedsrichter ist mehr als nur ein Regelwächter, er ist Manager des Spiels. Er muss bewusst Konfliktsituationen lösen können. Zu seinen außerfachlichen Qualifikationen gehören: Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit und Selbstsicherheit, die Fähigkeit zum Stressabbau sowie Selbstkritik aufbauen und erhalten, dabei aber auch Motivation und Spaß im Auge behalten. „Der Schiedsrichter muss seine Persönlichkeit und seine Kommunikation stärken, denn das ist der Schlüssel zum Erfolg“, hob der Referent hervor. „Auch ich hatte Ärger wollte schon mal die Brocken hinschmeißen“, sagte der ehemalige Lehrer aus eigener Erfahrung.

Im zweiten Teil des Abends stand die Regelsicherheit der Hildesheimer Schiedsrichter im Mittelpunkt. Per Videosequenzen wurden verschiedene Bundesliga-Begegnungen aufgezeigt. Bei den Spielunterbrechungen durch den Schiedsrichterpfiff wählte Thielking einen Schiedsrichter unter den zahlreichen Teilnehmern aus, um sich von diesem die Spielfortsetzung erklären zu lassen. Ein Lob des Verbandsschiedsrichterlehrwarts kam danach. Ob Ramona Prystawek, Laura Kompa, Gerhard Prystawek, Stefan Mannchen oder Michael Scholz, alle kannten sich mit den Fußballregeln bestens aus.
Im Rahmen der Lehrversammlung wurde Frank Kaufhold (SSV Förste) für 25jährige aktive Schiedsrichtertätigkeit geehrt. Wilhelm König und Günther Thielking gratulierten ihm mit der silbernen Verdienstnadel und der Urkunde des Niedersächsischen Fußballverbandes.

Die Bildergalerie findet Ihr in unserer [Galerie].

Burghard Neumann (Text & Bilder)

Informationen über den Referenten:  / Bildinformationen:

Günther Thielking ist 63 Jahre alt, verheiratet, drei erwachsene Kinder.
Wohnort: Hagen bei Cuxhaven.
Beruf: Ehemals Leiter einer Grundschule – seit 1.2.2011 in der Altersteilzeit.
Studium: Universität Hamburg, studierte Fächer: Deutsch, Sport, Pädagogik, Psychologie.

Günther Thielking ist seit 46 Jahren im Schiedsrichterwesen aktiv.
Schiedsrichterprüfung im Mai 1965;
Als Schiedsrichter leitete er bis zur damaligen Regionalliga – als SR-Assistent bis in der 2. Bundesliga tätig.
Lehrarbeit von der Pike auf – zuerst im Kreis Cuxhaven Kreislehrwart,
danach Lehrwart im Bezirk Lüneburg.
Jetzt Verbandsschiedsrichterlehrwart und Mitglied im Kompetenzteam des DFB unter der Leitung von Lutz Wagner
Seit 1987 leitet Thielking Lehrgänge in Barsinghausen.
Schwerpunkte seiner Lehrarbeit im Bereich der zwischenmenschlichen Situationen Schiedsrichter und Spieler sowie Funktionäre der Vereine mit den Themen: „Rhetorik“, „Körpersprache“, „Schiedsrichter und Stress“.

Fotos: Burghard Neumann

Wilhelm König und Günther Thielking ehren Frank Kaufhold (links) mit der silbernen NFV-Verdienstnadel für 25jährige aktive Schiedsrichtertätigkeit.

„Körpersprache als Mittel zur Spielleitung“, stand im Fokus des Referats von Günther Thielking.

Videosequenzen bei der Lehrversammlung: „Wie lautet die Spielfortsetzung nach dem Pfiff des Schiedsrichters“?, wird hier der Bockenemer Michael Scholz gefragt.

„Eine klare Ansage gehört zu jeder Spielleitung“, erklärt der Schiri-Verbandslehrwart im Dialog mit Ramona Prystawek.
Die Mitglieder im Schiedsrichterausschuss hören aufmerksam zu.

„Die richtige Distanz wahren und immer den Spieler ansehen. Die gelbe Karte nicht von oben zeigen sondern in Augenhöhe“, demonstriert hier der Gastreferent.

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