Drakonische Strafen gegen Mardin

Kreisspielausschuss sperrt alle Spieler und Trainer Tuncel
für ein Jahr / Ausschluss aus Kreisliga A für Saison 07/08

Von Thorsten Waterkamp
+++BREMEN.

Der Kreisspielausschuss des Bremer-Fußball-Verbandes (BFV) hat nach den Ausschreitungen beim Spiel des SV Mardin gegen den FC Mahndorf drakonische Strafen ausgesprochen. Alle 14 Spieler des kurdischen Klubs, die auf dem Spielbericht aufgeführt waren, wurden wie ihr Trainer Cindi Tuncel bis zum 30. Juni 2008 gesperrt. Mardins erste Mannschaft bleibt in der nächsten Saison vom Spielbetrieb in der Kreisliga A ausgeschlossen.Die Strafen sind in ihrem Umfang ein Novum im Bremer Fußball. Noch nie sei eine Mannschaft für ein komplettes Spieljahr aus dem Verkehr gezogen worden, erklärte der Kreisausschussvorsitzende Johann Rullhusen: „In dieser drastischen Form gab es das noch nicht.“ Sollte diese Entscheidung nicht in einer der möglichen folgenden Instanzen gekippt werden, stünde der SV Mardin damit bereits vor Saisonbeginn 2007/08 als erster Absteiger aus der Kreisliga A fest.Ungewöhnlich sind auch die vorläufigen Sperren gegen 13 Akteure des SV Mardin – denn ihnen hat der Kreisspielausschuss gar kein Vergehen nachgewiesen. „Wir haben Mardin aufgefordert, uns die Schläger mitzuteilen“, erklärte Rullhusen. Als der Verein eine einwöchige Frist ohne Rückmeldung habe verstreichen lassen, „haben wir uns gesagt, wenn wir keine Informationen bekommen, dann sperren wir alle“.Wer bei den Gewalttätigkeiten gegen Schiedsrichter René Jacobi am 10. Juni den Referee bis zur Bewusstlosigkeit geschlagen und getreten hat, ist bis heute nicht geklärt. Klar scheint allerdings, dass einige Mardin-Spieler versucht hatten, Jacobi zu schützen. Dafür gibt es Zeugen (wir berichteten), die jedoch nicht vom Kreisspielausschuss gehört wurden.Zur eigenen Entlastung könnten die unschuldigen Mardin-Akteure ja mögliche schuldige Mitspieler dem Verband nennen, spekuliert Rullhusen. Sein Kollege vom Verbandsspielausschuss, Werner Mindermann, schließt sich dem an: „Vielleicht kommen die jetzt aus der Reserve.“ Weniger spektakulär sind die Strafen gegen Trainer Cindi Tuncel und dessen Bruder Feyhat Tuncel, die beide wegen Tätlichkeiten bis zum 30. Juni 2008 gesperrt wurden. Allerdings ist es für den Mardin-Coach, der dem Unparteiischen die Schiedsrichterutensilien aus der Hand geschlagen hatte, nicht die erste lange Sperre. Der BFV hatte ihn bereits vom 23. August 2003 bis 30. Juni 2004 aus dem Verkehr gezogen – wegen einer Handgreiflichkeit in Zusammenhang mit einem Spielabbruch.Der SV Mardin wird gegen die Kreisspielausschuss-Entscheidung Einspruch einlegen, erklärte gestern Spielleiter Nevaf Arslan. Hauptsächlich gehe es um die kollektive Sperre aller Mardin-Akteure. „Das ist eine Frechheit. Die haben doch teilweise nichts mit den Vorgängen zu tun gehabt.“ Arslan war eigentlich von seiner Vorstandsarbeit zurückgetreten, wegen des „ungerechten“ Urteils mache er nun doch weiter.


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