Kevin Behrens und Julian Eberhardt sind die Hildesheimer Aufsteiger des Jahres
Aufgrund der Corona-Pandemie wurde auch das gesamte sportliche Geschehen heruntergefahren und kam total zum Erliegen. Für einige Sportarten sind bereits Lockerungen im Gange. Doch für die Fußballer als Mannschaftssport ist der Spielbetrieb durch die Abstandshaltung und der Umgang miteinander recht problematisch. Im Amateurbereich gibt es noch reichlich diskussionsbedarf. Fieberhaft sucht der Niedersächsische Fußballverband (NFV) mit den Vereinen eine Lösung wie der Ball in diesem Jahr überhaupt noch rollen soll? Ein außerordentlicher Verbandstag auf elektronischem Weg wird am 27. Juni für den weiteren Spielbetrieb richtungsweisend sein.
Trotz der fußballlosen Zeit gibt es aber auch gute Botschaften, jedenfalls mit zwei Aufsteigern aus dem Hildesheimer Schiedsrichterwesen. Kevin Behrens vom TuS Hasede leitet jetzt in der Regionalliga Nord und Julian Eberhardt ebenfalls vom TuS Hasede pfeift in der Oberliga Niedersachsen. Durch anhaltende gute Leistungen, Zuverlässigkeit und hervorragende Beobachtungen hat sich der Verbandsschiedsrichterausschuss und der Bezirksschiedsrichterausschuss für den Aufstieg der beiden jungen Referees entschieden.
Mit großer Freude haben beide auf ihre Nominierungen reagiert. Das Fundament für ihre Karriere ist auch auf die gute Lehrarbeit des Hildesheimer Schiedsrichterausschusses zurück zu führen und trägt somit weiterhin Früchte im Schiedsrichterwesen.
Kevin Behrens
Schon als 6-jähriger war Kevin vom Fußball fasziniert und kickte in 12 Jahren bei mehreren Vereinen überwiegend auf Linksaußen. Mit 15 Jahren legte Kevin unter dem früheren Lehrwart Marcus Schierbaum die erfolgreiche Schiedsrichterprüfung ab. Wilhelm König war damals der Kreisschiedsrichterobmann.
„Den Lehrgang habe ich vordergründig besucht, um anschließend eine Trainerausbildung beginnen zu können und wollte eigentlich nur wenige Spiele als Schiedsrichter leiten, um mal eine etwas andere Sicht auf ein Fußballspiel zu bekommen. Das hat mir dann aber so viel Spaß gemacht, dass ich dabei geblieben bin“, sagt der 23-jährige. Den angestrebten Trainerschein hat er im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) beim Niedersächsischen Fußballverband trotzdem realisiert. „Meine erste Spielleitung war ein C-Junioren-Kreisligaspiel. Natürlich war es da noch völlig ungewohnt, den Ton anzugeben und entsprechend aufgeregt war ich“, erinnert sich Kevin Behrens.
Als 16-jähriger leitete er seine ersten Spiele im Herrenbereich und durchlief die einzelnen Spielklassen im NFV-Kreis Hildesheim. Schon damals erkannten die Verantwortlichen sein großes Talent. Besonnenheit und Ruhe sind seine Stärken, gepaart mit guter Regelkenntnis und guter Kommunikation mit Spielern und Funktionären.
2014 qualifizierte er sich für die Bezirksliga Hannover und bestieg fortan die Karriereleiter. Innerhalb von drei Jahren stieg der Hildesheimer dann über die Landesliga in die Oberliga auf und wurde zudem, nach zweijähriger Assistententätigkeit, für die B-Junioren-Bundesliga als Schiedsrichter nominiert. Zudem stand er an der Linie in der Regionalliga als Schiedsrichter-Assistent. 2018 stieg Kevin in die A-Junioren Bundesliga auf. Zur Saison 2020/2021, wann immer diese auch beginnen mag, leitet der hoffnungsvolle Referee Spiele in der Regionalliga. Dort möchte er sich zunächst etablieren und den Blick weiter nach vorn richten. Im Auge hat er wie jeder aufstrebende Referee die Ebene des Profifußballs als nächstes Ziel. Zu seinen Sternstunden zählte die Leitung des Freundschaftsspiels der Profis von Hannover 96 gegen eine Weserberglandauswahl im Jahr 2015. Es gab auch Momente an die er sich nicht gern erinnert: Bei einem Spiel der B-Junioren-Bundesliga in Cottbus hatte er sich bereits nach 10 Minuten in einem Sprint einen Muskelfaserriss zugezogen. Daraus habe er die entsprechenden Lehren gezogen und sein Aufwärmprogramm angepasst.
An der Linie assistierten ihm Max Hoffmann (VfB Bodenburg) und bisher Julian Eberhardt, der ab jetzt ebenfalls zu höheren Aufgaben berufen wurde. Sieben Jahre gehörte Eberhardt zum Schiedsrichtergespann.
„Prinzipiell habe ich zu den Spielern einen sehr guten Austausch, manchmal schießen Reklamationen aber über das Ziel hinaus. Da würde ich mir manchmal, trotz aller Emotionen, manchmal etwas mehr Verständnis für die Rolle des Schiedsrichters wünschen“, sagt er nachdenklich. Von den Bundesliga-Spitzenschiedsrichtern imponiert ihm Felix Zwayer aus Berlin, der neben seiner hohen Entscheidungsqualität einfach ein enorm gutes Auftreten verkörpert. Beruflich befindet sich Kevin derzeit, nach einer Ausbildung zum Bankkaufmann, im 4. Semester des Bachelorstudiengangs „Immobilienwirtschaft und -management“ an der HAWK Holzminden. (bn)
Julian Eberhardt
Durch seinen früheren Verein SC Harsum betrat Julian Eberhardt die Schiedsrichterbühne. Wie in jedem Verein gab es auch beim SCH einen Schiedsrichtermangel. Durch den Vorschlag des Vorstandes meldete sich Julian beim Schiedsrichter-Anwärterlehrgang im Oktober 2012 an. „Was ich dann glücklicherweise getan habe, denn ich habe Spaß an den Spielleitungen“, bestätigt der 21-jährige, der die Schiedsrichterprüfung unter dem damaligen Lehrwart Florian Deckwert erfolgreich beendete. Als Knirps mit vier Jahren entdeckte er das Fußballspiel beim SC Harsum und kickte dort bis zu den A-Junioren im Mittelfeld und in der Sturmreihe.
Danach hat sich Julian voll auf die Schiedsrichterlaufbahn konzentriert. Sein erster Einsatz war die Begegnung in der Kreisliga der B-Juniorinnen zwischen JSV 02 Giesen und TSV Föhrste.
Schnell wurde auch sein Talent mit guten Leistungen erkannt, ein schneller Aufstieg war die Folge. Eines seiner schönsten Erlebnisse war die Nominierung durch den Deutschen Fußball-Bund (DFB) für die Deutschen Futsal-Meisterschaften der A-,B- und C-Junioren 2019 in Gevelsberg. Eine weitere Nominierung dieses Wettbewerbs in diesem Jahr wurde aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt.
Sein Traum ist natürlich der Aufstieg in das Fußball-Oberhaus des Profi-Fußballs. „Jetzt bin ich aber erstmal glücklich, dass ich den Sprung in die Oberliga und in die B-Junioren-Bundesliga geschafft habe, denn der Fußball ist ein schnelllebiges Geschäft und jeder Unparteiische weiß, das es auch schnell wieder in eine andere Richtung gehen kann. Aber es ist wichtig nie den Kopf in den Sand zu stecken auch wenn es mal Spiele gibt, die nicht so optimal laufen. Auch sollte man sich nie durch Kritik von Zuschauern und Vereinsfunktionären unterkriegen lassen“, sagt der Harsumer selbstbewusst, Bisher war er mit den SR-Assistenten David Juntke (JFC Nord) und Marlon Ulbrich (SC Harsum) unterwegs.
Von den Bundesliga-Schiedsrichtern imponieren ihn besonders Deniz Aytekin durch seine Persönlichkeit, seiner Körpersprache und der Umgang mit den Spielern. Im Juni beendet Julian seine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten beim Landkreis Hildesheim. (bn)