FIFA-Schiedsrichter Michael Weiner stand Rede und Antwort
„Eigentlich bin ich heute nur der Ersatzmann“, sagte der Bundesligareferee Michael Weiner verschmitzt.
Der Kreisschiedsrichterausschuss hatte seinen Schiedsrichter-Kollegen Lutz Wagner zur Lehrversammlung nach Himmelsthür eingeladen, der aber aufgrund eines Einsatzes leider absagen musste. Weiner ist natürlich gern eingesprungen, zeigt es wieder einmal, dass ein guter Unparteiischer immer flexibel sein muss.
In seinem Referat sprach er gleich mehrere Themen an. Seine eigenen Erfahrungen aus dem Bundesligaalltag standen dabei im Vordergrund. Besonders freute er sich über den guten Besuch der Nachwuchsschiedsrichter, die seinen Ausführungen mit „gespitzen Ohren“ große Aufmerksamkeit schenkten.
Für ihn nichts Neues, immerhin war er 10 Jahre Schiri-Lehrwart beim NFV-Kreis Holzminden.
Bei seiner Nachlese zur FIFA WM würdigte Weiner noch einmal die insgesamt tolle Stimmung bei diesem Turnier. Ohne Umschweife kam Weiner auch zu den unrühmlichen Szenen im vergangenen Jahr, die in den Stadien und außerhalb für Schlagzeilen sorgten.
Gewalt gegen Schiedsrichter sowie rassistische Äußerungen sind oft schwierige Situationen, bei denen der Schiedsrichter gefordert ist und die ihn vor große Probleme stellen können. In der heutigen Zeit wird von jedem einzelnen Schiedsrichter ein hohes Maß an Mut und Zivilcourage abverlangt. Der DFB reagierte vor dem Hintergrund der aktuellen negativen Ereignisse mit dem Einsatz einer Task Force gegen Gewalt und Rassismus, die kürzlich eingerichtet wurde, erklärte Weiner. In Niedersachsen richtete das Innenministerium in diesem Kontext einen Ausschuss „Sport und Sicherheit“ unter Beteiligung der Polizei sowie des Niedersächsischen Fußballverbandes ein.
Die Unparteiischen müssen nicht nur regeltechnisch auf der Höhe sein.
Neben einer starken Persönlichkeit, einem hohen Maß an Objektivität und einer ausgeprägten Berechenbarkeit zählt auch Mut zu den herausragenden Eigenschaften für einen möglichen Aufstieg nach oben,
sagte der 38-Jährige Polizeirat.
Als Horrorvision bezeichnete er die Wiederholung eines Spiels aufgrund eines Regelverstoßes. Deswegen kam sein Appell: „Immer konzentriert sein und über 90 Minuten alle anderen Einflussfaktoren außerhalb des Spielfeldes ausblenden“!
Zum Abschluss seines Vortrages ging Weiner noch einmal auf das hohe Ansehen der internationalen deutschen FIFA-Schiedsrichter in Europa und darüber hinaus ein. Exemplarisch dafür nannte er – neben herausragenden Ansetzungen deutscher Schiedsrichter in UEFA-Cup und Champions League – permanente Anforderungen anderer Verbände, Weiner leitete in dieser Serie schon Partien in Tschechien und Bulgarien, zu nationalen Spitzenbegegnungen. Mit dem internationalen Blick auf das deutsche Schiedsrichterwesen beendetet er seinen Vortrag.
„Heute hätte man eine Stecknadel zum Fußboden fallen gehört“ dankte der Schiedsrichterobmann Wilhelm König dem Gastreferenten für den interessanten und abwechslungsreichen Vortrag. Die guten Wünsche der Hildesheimer Schiedsrichterkollegen und ein glückliches Händchen bei seinen weiteren Spielleitungen nahm Michael Weiner mit auf den Heimweg.