Hildesheim (bn). Er ist eine Hildesheimer Fußball- und Schiedsrichterlegende, ein echtes Urgestein. Die ältere Sportler-Generation kann sich noch gut an ihn erinnern. Die Rede ist von Gerhard Schröter. Am 27. Januar feiert er bei geistiger Frische seinen 85. Geburtstag. Gesundheitlich ist er leider etwas angeschlagen.
Schröter war ein echter Kämpfer, konsequent im Zweikampf, hart aber immer fair und den nötigen Respekt vom Gegner. So ließ er manchen Gegenspieler schlecht aussehen. Später kam noch eine steile Schiedsrichter-Karriere hinzu. Schröter kann viel erzählen aus seinem Fußballerleben. Als 10-jähriger zog es ihn an die Lademühle, wo der RSV Borussia 06 Hildesheim vor dem 2. Weltkrieg seine sportliche „Heimat“ hatte. Bis zum 17. Lebensjahr stand er meistens im Tor. Bereits 1946 wurde er in der 1. Herrenmannschaft der Borussen als „Stopper“, früher Mittelläufer, aufgestellt. Zunächst auf der Sportanlage an der Pappelallee, seit Oktober 1951 an der Lucienvörder Allee.
Im Fußball-Trikot der Borussen feierte Gerhard Schröter u. a. die Hildesheimer Bezirksmeisterschaft 1947/48 (Sprung in die Staffel 5 der Amateurliga) und 1952 den Aufstieg in die damalige Amateuroberliga. Zahlreiche Schlachtenbummler mit gelb-roten Fahnen bejubelten damals den entscheidenden 2:0-Sieg über die Spielvereinigung Göttingen. Die Helden von damals lagen sich in den Armen – es waren Torwart Alfred Kellner, Erich Bauer, Heinz Aselmeyer, Heiner Ludewig, Gerhard Schröter, Karl Winkeler, Aki Schiefer, Theo Feise, Helmut Zeug, Wilfried Winkeler und Erich Harnisch.
Bei den Lokalderbys zwischen dem SV Borussia 06 und dem VfV Hildesheim – damals beide in der Amateuroberliga – kamen ca. 6000 an die Lucienvörder Allee und zum VfV sogar ca. 8000 Zuschauer.
Zu den tragenden Säulen im Dress der Gelb-Roten zählte der „Stopper“, den seine Mannschaftskameraden und Freunde „Opa“ nannten, weil er auch in hektischen Situationen immer Ruhe bewahrte und stets die Übersicht behielt. Durch seine ruhige und besonnene Art genoss er bei seinen Mannschaftskameraden, bei Sportfunktionären und Schiedsrichterkameraden Respekt und Anerkennung. Seine Klasse und seine Zuverlässigkeit im Abwehrzentrum ließen auch die Talentspäher über Hildesheims Grenzen aufhorchen. So kickte der Borusse sieben Mal als Auswahlspieler auf dem Posten als linker Verteidiger beim Niedersächsischen Fußballverband (NFV). Zu seinen schönsten Erinnerungen zählen zwei Spiele in Island und eine Stadtauswahl von Reykjavik. Im Tor stand damals Hans Bolchert (VfB Peine), der sich später dem VfV Hildesheim anschloss. Einige Jahre Staffelgefährte der Borussia in der Amateuroberliga. Ein weiterer Höhepunkt in seiner Fußballer-Laufbahn und seinen damaligen Mannschaftskameraden war ein Freundschaftsspiel (50 Jahre SV Borussia 06) Pfingstmontag 1956 gegen den 1. FC Köln. Die Begegnung endete 1:1-Unentschieden. Eine große Leistung der „06er“, wenn z. B. damalige Spielergrößen wie Stollenwerk, Schäfer, Cajkovski, Dörner, Müller und Hennes Jäcker, später im Tor bei Eintracht Braunschweig, bei den Kölnern aufliefen.
Seine Vereinstreue ist beispielhaft. Seit 75 Jahren hat der Jubilar dem SV Borussia 06 (jetzt VfV 06 Hildesheim) die Treue gehalten. „Eben ein echter Borusse“, bestätigen ihm viele alte Weggefährten. Durch eine Knieverletzung musste der Jubilar seine Fußball-Laufbahn im Jahr 1958 beenden. Fast 20 Jahre war er aktiv gewesen.
Aber das runde Leder ließ ihn nicht los: Nach ca. einem Jahr wollte Schröter die „andere Seite“ kennenlernen, und es zog ihn erneut auf den grünen Rasen, diesmal als Unparteiischer. Seine Schiedsrichterprüfung legte er 1959 ab. Nach Spielleitungen im Kreis und im Bezirk ging es schnell bergauf. Als Linienrichter im Gespann mit dem Hildesheimer Willi Witczak brachte er es von 1965 bis 1967 bis in die Oberliga Nord. Auch als Funktionär hat er große Verdienste erworben. Von 1962 bis 1967 war Schröter im Schiedsrichterausschuss, von 1973 bis 1990 war der Jubilar Schatzmeister bei der Schiedsrichtervereinigung, und von 1963 bis 1990 war Schröter Beisitzer im Hildesheimer Sportgericht. Zahlreiche goldene und silberne Verdienstnadeln des Vereins, der Schiedsrichter-Vereinigung und des NFV sind Zeugen seines ehrenamtlichen Engagements.
Auch nach seiner Fußballzeit ist er dem Sport verbunden. Im geselligen Kreis mit Sportkameraden traf er sich mehrere Jahre zur Senioren-Gymnastik des MTV 48 Hildesheim und in der Wandergruppe der 48er. Während dieser Zeit schob er auch in einer befreundeten Keglerrunde eine ruhige Kugel. An seinem Geburtstag werden ihm bestimmt viele Freunde und Weggefährten für die weiteren Jahre Glück und Gesundheit wünschen.
Foto und Scan: B. Neumann