DFB-SR-Zeitung 01/2011
Situation 1
Ein Auswechselspieler wartet direkt an der Seitenlinie auf seine Einwechslung. Nach einem Zweikampf steht ein Verteidiger, der zuvor einen Mitspieler des Auswechselspielers vermeintlich gefoult hat, direkt vor ihm. Da der Schiedsrichter nicht pfeift, stößt der Auswechselspieler deshalb mit beiden Händen seinen Gegner, der innerhalb des Spielfelds steht, äußerst heftig zu Boden.
Situation 2
Der Schiedsrichter pfeift die zweite Halbzeit an. Als der Angriff nach vorne getragen wird, schaut er zu seinem Assistenten, der mit erhobener Fahne an der Linie steht. Der Schiedsrichter pfeift, und auf Befragen teilt ihm der Assistent mit, dass zum Zeitpunkt des Anstoßes sowohl der Trainer als auch der Co-Trainer noch zwei Meter auf dem Platz standen, sich danach aber auf die Bank gesetzt haben. Einfluss auf das Spielgeschehen hatte dies nicht.
Situation 3
Bei einem Einwurf verkürzt der Gegenspieler die Distanz zum Einwerfenden auf weniger als zwei Meter, obwohl der Schiedsrichter ihn zuvor darauf hingewiesen hatte, den Abstand einzuhalten.
Situation 4
Weil der Ball die Seitenlinie überschritten hat, hebt Schiedsrichter- Assistent 2 die Fahne. Durch sein schlechtes Stellungsspiel erkennt der Schiedsrichter das Fahnenzeichen erst, nachdem er auf Zeichen von Assistent 1 im Strafraum auf Abseits entschieden hat. Nun will der Schiedsrichter das Spiel mit indirektem Freistoß wegen der Abseitsstellung fortsetzen, weil dies der größere Vorteil für die Mannschaft ist.
Situation 5
Bei der Strafstoß-Ausführung laufen Spieler der abwehrenden und der angreifenden Mannschaft zu früh in den Strafraum. Der Torwart kann den Ball jedoch sicher festhalten und unmittelbar darauf mit einem weiten Abschlag nach vorne befördern.
Situation 6
Bei einem Zweikampf an der Strafraumgrenze kommen beide Spieler zu Fall. Da der Schiedsrichter nicht pfeift, nimmt der Abwehrspieler innerhalb des Strafraums den Ball in die Hand und wirft diesen dem mittlerweile einen Meter außerhalb des Strafraums liegenden Stürmer heftig gegen den Kopf.
Situation 7
Ein Angreifer hat das Spielfeld verlassen, um sich einer möglichen Abseitsposition zu entziehen. Da jedoch der Ball weiter im Strafraum gespielt wird, kann er es nicht abwarten und kehrt frühzeitig wieder auf das Spielfeld zurück.
Situation 8
Der Schiedsrichter gibt den Ball mit Pfiff zur Ausführung des Strafstoßes frei. Bevor der identifizierte Spieler zum Ball laufen kann, dringt ein anderer Spieler in den Strafraum ein und schießt den Ball auf das Tor. Der Torwart wehrt den Ball zum Spielfeld hin ab.
Situation 9
Der Spieler der Heimmannschaft lässt sich von seinem Zeugwart neue Schuhe bringen, nachdem der Schiedsrichter zuvor einen Mangel an den alten Schuhen festgestellt hat. Er will diese Schuhe nun während des laufenden Spiels auf dem Spielfeld wechseln.
Situation 10
Bei einem Pokalspiel der C-Junioren ist ein Elfmeterschießen zur Entscheidung notwendig. Ein Spieler der Heimmannschaft, der drei Minuten vor Ende der Verlängerung eine Zeitstrafe erhalten hatte, möchte nun am Elfmeterschießen teilnehmen.
Situation 11
Während des laufenden Spiels begibt sich der Torwart zu einer Behandlung seitlich neben den Torpfosten. Er steht außerhalb des Spielfelds. Das Spiel soll nun, nachdem der Ball ins Seitenaus gegangen ist, mit Einwurf fortgesetzt werden.
Situation 12
In einer Spielruhe versetzt der Abwehrspieler im eigenen Strafraum einem Stürmer einen Faustschlag. Der Schiedsrichter sieht dies nicht, der Assistent hebt jedoch die Fahne. Der Schiedsrichter erkennt das Fahnenzeichen allerdings erst, nachdem er das Spiel im Mittelfeld schon fortgesetzt hat. Nun unterbricht er erneut das Spiel.
Situation 13
Ein Abwehrspieler spielt den Ball absichtlich und kontrolliert zu seinem Torwart zurück. Auf dem Weg dorthin wird er jedoch noch von einem Mitspieler des Abwehrspielers leicht abgefälscht. Der Torwart nimmt den Ball mit den Händen auf.
Situation 14
Ein Abwehrspieler schlägt den Ball per Fallrückzieher aus dem eigenen Strafraum. Der Angreifer versucht dabei im unmittelbaren Bereich den Ball mit dem Kopf zu spielen. Er wird dabei vom Abwehrspieler, allerdings völlig unabsichtlich, am Kopf getroffen.
Situation 15
Der Torwart hat den Ball gefangen. Er läuft damit einige Meter, lässt ihn dann fallen und dribbelt bis zur Strafraumlinie. Nun bleibt er hinter dem Ball stehen. Der Schiedsrichter reagiert nicht.
So werden die beschriebenen Situationen richtig gelöst.
Situation 1
Das Spiel ist mit indirektem Freistoß dort fortzusetzen, wo der Ball sich bei der Unterbrechung befand. Der Auswechselspieler ist mit der Roten Karte von der weiteren möglichen Spielteilnahme auszuschließen. Die Mannschaft wird jedoch nicht reduziert, da der Auswechselspieler nicht zu den elf spielberechtigten Spielern gehört.
Situation 2
Das Spiel wird mit einem Schiedsrichterball fortgesetzt, da der Schiedsrichter-Assistent eindeutig falsch handelt. Das Spiel soll nur unterbrochen werden, wenn die Störung relevant für den Spielablauf ist. In diesem Fall befanden sich die externen Personen jedoch außerhalb des Spielbereichs und nahmen keinen Einfluss. Somit gibt es keinen Grund, das Spiel zu unterbrechen.
Situation 3
Einwurf, Verwarnung.
Situation 4
Das Spiel muss mit einem Einwurf fortgesetzt werden, da der Ball die Außenlinie überschritten hatte. Auch wenn danach ein vermeintlicher Vorteil entsteht, so kann dieser nicht gewährt werden, da ein Ball im Aus das Spiel unterbricht und damit jede Aussicht auf einen Vorteil entfällt.
Situation 5
Wenn beide Parteien einen Verstoß bei der Ausführung begehen, ist immer eine Wiederholung anzuordnen.
Situation 6
Strafstoß wegen Handspiels. Rote Karte wegen heftigen Anwerfens des Gegenspielers.
Situation 7
Der Schiedsrichter entscheidet auf indirekten Freistoß, wo sich der Ball bei der Unterbrechung befand. Der Spieler ist zu verwarnen, da es sich hier nicht um ein Wiederaufleben seiner Abseitsposition, sondern um unerlaubtes Betreten des Spielfelds handelt.
Situation 8
Indirekter Freistoß. Mittlerweile ist bei einem nicht identifizierten Schützen nicht mehr sofort zu unterbrechen, sondern die Wirkung abzuwarten. Er wird analog dem zu früh in den Strafraum laufenden Spieler behandelt.
Situation 9
Wenn ein Mangel festgestellt wurde, kann der Spieler die Schuhe nicht auf dem Spielfeld wechseln – sonst schon. In der beschriebenen Situation muss er das Spielfeld verlassen und kann erst nach erfolgter Kontrolle und in der nächsten Spielunterbrechung auf das Spielfeld zurückkehren.
Situation 10
Das darf er nicht. Die Strafe gilt zwar als verbüßt, der Spieler gilt jedoch zum Zeitpunkt des Abpfiffs nicht als spielberechtigt, da die Zeitstrafe erst nach Beendigung der Verlängerung abgegolten ist.
Situation 11
Das muss der Schiedsrichter unterbinden, denn Voraussetzung für jegliche Spielfortsetzung ist die Anwesenheit beider Torleute auf dem Spielfeld.
Situation 12
Das Spiel wird mit Schiedsrichterball fortgesetzt. Eine Spielstrafe (Strafstoß) ist nicht mehr möglich. Das Spiel wird dort fortgesetzt, wo sich der Ball bei der Unterbrechung befand. Es ist aber richtig, diesen Spieler mit „Rot“ des Feldes zu verweisen.
Situation 13
Das Spiel läuft weiter. Es handelt sich nicht um ein kontrolliertes Zuspiel, da die letzte Berührung eines Abwehrspielers maßgeblich für die Beurteilung ist.
Situation 14
Strafstoß. Da der Gegenspieler getroffen wird, ist aus dem Gefährlichen Spiel Verbotenes Spiel geworden.
Situation 15
Das muss er auch nicht. Die Angreifer können durch Attackieren des Torwarts jederzeit für eine Spielbeschleunigung sorgen.
Wie das Spiel fortgesetzt wird – Mit oder ohne Pfiff?
Eine nicht nur unter Regelexperten beliebte Frage lautet: Wie oft muss ein Schiedsrichter im Spiel mindestens pfeifen? Antwort: Nur viermal – Anpfiff, Abpfiff der ersten Halbzeit, Anpfiff zur zweiten Halbzeit und Schlusspfiff. Das ist natürlich blanke Theorie, denn es setzt voraus, dass keine Regelübertretung oder ein anderer Vorfall (wie zum Beispiel ein Tor) einen Pfiff erfordert beziehungsweise ihn zur Fortsetzung des Spiels nötig macht.
Zwar wurden wir gebeten, bei den Erläuterungen zu den Spielsituationen des Regel-Tests anzugeben, ob das Spiel mit oder ohne Pfiff weitergeht (mancher Lehrwart vergibt wohl für die richtige Antwort Punkte), aber wir möchten unsere Texte nicht noch länger und möglicherweise komplizierter machen. Zudem gibt es bei Freistößen in dieser Hinsicht kein Schwarz oder Weiß (siehe unter 4.).
1. Jeder Anstoß, jeder Strafstoß im Spiel und jeder Elfmeter im Elfmeterschießen muss mit Pfiff freigegeben werden, ebenso wie jeder Schiedsrichterball.
2. Andere Spielfortsetzungen – egal ob Freistoß, Eckstoß, Abstoß oder Einwurf – müssen dann mit Pfiff freigegeben werden, wenn ihnen eine Verletzungsbehandlung vorausgeht.
3. Nach jeder Auswechslung und nach Aussprache einer Persönlichen Strafe muss das Spiel mit Pfiff freigegeben werden. Nicht relevant ist dabei, um welche Form der Spielwiederaufnahme es sich handelt.
4. Ein besonderer Fall ist der Freistoß, der ja ohne Pfiff ausgeführt werden kann, wenn der Ball am „Tatort“ ruht. Verlangt allerdings die freistoßberechtigte Mannschaft, dass die „Mauer“ auf die vorgeschriebene Distanz gebracht wird, oder ordnet der Schiedsrichter das selbst an, muss das Spiel zwingend mit einem Pfiff freigegeben werden.
Wir merken uns also, dass die Spielfortsetzung nach
– einem Tor
– einer Gelben oder Roten Karte
– einer Verletzung
– einer Auswechslung sowie durch
– einen Freistoß, bei dem eine Mauer gestellt wird
– einen Strafstoß beziehungsweise Elfmeter sowie vor
– einem Schiedsrichter-Ball
bindend mit einem Pfiff erfolgen muss. Bitte einfach im Kopf abspeichern, mit in die Praxis übernehmen, dann wird es bei den Regel-Tests keine Probleme geben. Sondern vielleicht sogar Extra-Punkte.