„Vereine könnten viel Geld sparen“

Detlef Winter im Interview
Hildesheim (bn). Beim 15. ordentlichen Kreistag der Hildesheimer Fussballer werden heute (14 Uhr, Sporthalle in Bettmar) auch die Weichen für das neue Spieljahr 2007/2008 gestellt – auch der NFV-Kreisvorsitzende steht zur Wahl. Die Entscheidungen der Auf- und Absteiger in den einzelnen Spielklassen sind gefallen. Höhepunkt der Veranstaltung ist wie in jedem Jahr die Ehrung der Meister durch den Kreisspielausschuss.
Die viel diskutierte Spielklassenreform auf Bezirksebene ist im NFV Kreis Hildesheim geräuschlos vorüber gegangen. „Wir haben davon profitiert“, ist sich der Spielausschussobmann Dieter Wilhof sicher. Mit der Einführung der Leistungsklassen wurde die Rückführung der Bezirksklassenteams leichter verkraftet, die neue Kreisliga ist eine echte Leistungsskala geworden. Bei dem Dauerbrenner Fair Play hatten wieder zahlreiche Mannschaften ihre Probleme. Allein 450 Verwaltungsentscheide wurden wegen Unfairness ausgesprochen.

Der Kreisvorsitzende Detlef Winter nahm in einem Interview Stellung zu einigen aktuellen Fragen:
SRHildesheim.de: Herr Winter, Sie treten für zwei weitere Jahre als Vorsitzender beim Kreisfussballtag an. Haben sie sich den Umfang ihrer Arbeit neben Familie und Beruf so vorgestellt?
Detlef Winter: Das habe ich mir auf keinen Fall so vorgestellt. Trotz elektronischer Datenverarbeitung ist die Arbeit nicht weniger geworden – eher mehr. Der Verwaltungsumfang ist einfach grösser. Dazu kommt noch der gefüllte Terminkalender – wenn der Ehepartner da nicht mitzieht… Die familiäre Unterstützung ist ganz wichtig.
Haben Sie noch weitere Aufgaben beim Fussball?
Ja, ich bin Schiedsrichterbeobachter im Bezirk und im Verband. Als Regionalbeauftragter im Schiedsrichterwesen bin ich acht Mal im Jahr beim Verband in Barsinghausen. Diese Aufgaben mache ich gern weiter.
Es gab auch Negativschlagzeilen, die den Fussball im Kreis betreffen. Macht ihnen ihre Arbeit trotzdem noch Spass? Stecken sie solche Themen einfach weg?
Spass macht mir die Arbeit immer noch, sonst würde ich mich nicht wieder zur Wahl stellen. Ich habe einen persönlichen Grundsatz: Ich trenne Fussball und Privates rigoros. Ich betrachte mich als Arbeiter für den Fussball und nehme viele Dinge nicht persönlich. Negativschlagzeilen sind zu bewältigen, man kann sie abarbeiten. Keinesfalls einfach wegstecken – es ist viel Herzblut dabei.
Gibt es Berührungspunkte oder Dinge mit denen Sie in den beiden zurückliegenden Jahren nicht zufrieden waren? Gibt es konstruktive Kritik Ihrerseits?
Ich finde, die Vereine sollten den Kontakt zum Kreisvorstand enger gestalten. Ich bin verwundert, dass der Kreisfussballverband mit vielen Strafen handeln muss. In den Vereinen gäbe es ein grosses Einsparungspotenzial, wenn die bestehenden Forderungen des NFV gewissenhafter erledigt würden. Dies sind fehlende Ergebnismeldungen, Fehlen an Schiedsrichtern, unvollständig ausgefüllte Spielformulare und mehr.
Neben dem Kreisvorstand werden auch die Mitarbeiter in den Fachausschüssen neu gewählt. Das Ehrenamt ist nicht mehr so gefragt. Gibt es Kandidaten für alle Positionen?
Ja, es können alle Positionen besetzt werden. Wir haben mehr Bewerbungen als neue Plätze und wählen sehr gewissenhaft aus. Von vornherein sagen wir aber den Leuten: Es gibt nichts zu verdienen ausser Arbeit. Helmut Reinert, Heidi Mohmeyer und Theo Helmke sind langjährige Mitarbeiter, vor denen ich Hochachtung habe und ihnen meinen grössten Respekt erweise. Auf eigenen Wunsch scheiden sie aus. Das Ehrenamt wird zwar eingefordert, aber von politischer Seite mit zu wenig Inhalt erfüllt. Das muss sich in Zukunft auf jeden Fall ändern.
Sie sind Chef in einem der grössten Sportkreise im Verband mit 114 Vereinen und etwa 25 000 Mitgliedern. Wie gut ist ihr Dialog mit den Vereinen?
Der Dialog ist immer wichtig, kommt aber leider viel zu kurz in einem so grossen Verband. Die Zeit bei Vereinsterminen – sprich: Jubiläen, Ehrungen und so weiter – reicht bei 114 Vereinen nicht aus.
Gibt es Defizite im Dialog mit den Fachausschüssen, die eventuell verbessert werden könnten?
Es ist immer gesund, konstruktiv, aber sachlich über einzelne Themen zu diskutieren. Dass man in einem Gesamtvorstand mit 46 Personen nicht immer einer Meinung sein kann, solle jedem klar sein. Als Vorsitzender muss man auch Entscheidungen treffen, die den einzelnen nicht gefallen, als Vorsitzender muss man aber immer das Ganze sehen.
Sind sie mit dem Spieljahr 2006/2007 zufrieden oder gibt es Juckepunkte?
Das Spieljahr war mit wenig Problemen behaftet. Fussball ist ein Rasensport, deshalb ist der Wetterfaktor für uns immer wichtig. Sonst war ich zufrieden.
Was gedenkt der Kreisvorstand gegen die immer mehr aufkommende Gewalt auf den Sportplätzen zu tun?
Zunächst einmal muss man die Gewalt im Kreis Hildesheim auf den Spielfeldern sowie in den Hallen in Relation dazu setzen, wie viele Spiele stattfinden. Im Kreis Hildesheim spielen 740 Mannschaften, wenn man das in Relation zu Gewalt im Zusammenhang mit Fussball sieht, dann können wir uns sicherlich nicht zurücklehnen, es gibt aber keinen Grund zur Überreaktion. Ferner ist das ein Thema, dem sich der NFV verstärkt annehmen wird. Das wird auch dazu führen, dass die Vereine mehr in die Verantwortung genommen werden.
Gibt es aus ihrer Sicht Schwerpunkte für die neue Spielserie 2007/2008?
Ja, zum Beispiel die Förderung des Frauen- und Mädchenfussballs. Die Zeit, dass Mädchen mit Barbiepuppen spielen, ist längst vorbei. Sie beginnen, den Jungs auf dem Spielfeld den Schneid abzukaufen. Ich habe mich sehr gefreut, dass wir 40 Prozent mehr Mädchenmannschaften in die Spielserie 2007/08 schicken können. Die Aus- und Weiterbildung der Schiedsrichter ist ein Selbstläufer durch die gute Arbeit im Schiedsrichterausschuß. Auf die Trainer- und Übungsleiterausbildung legen wir auch weiterhin grossen Wert. Zudem werden wir in der neuen Spielserie rigoros bei Manipulationen im Jugendbereich vorgehen.
Vielen Dank für deine Zeit und deinen Einsatz!

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