Schiedsrichterinnen – der neue Boom

Liegt im Trend: Larissa Kühl besteht SR-Lehrgang mit 0 Fehl.

Sie ist 18 Jahre alt, macht in einem Jahr Abitur, spielt seit sechs Jahren Fußball bei der SG Achtum/Einum und hat ein ganz besonders Ziel: Larissa Kühl will Fußball-Schiedsrichterin werden.

„Ich wollte Fußball aus einer anderen Perspektive kennen lernen“, sagt die Achtumerin, deshalb hat sie sich für die Ausbildung zur Schiedsrichterin entschieden. Motiviert haben sie auch zwei Freundinnen, die bereits in ihrem Verein, der SG Achtum/Einum, pfeifen. „Die haben viel Spaß, auch wenn mal gemeckert wird“, sagt Larissa. In ihrem Anwärterlehrgang in Himmelsthür ist sie mit ihrer Freundin Nora Malinowski und Kim Lara Lemke allein unter 23 Männern. Seit Februar hat sich Larissa intensiv auf die Prüfung vorbereitet – mit Erfolg: Sie ist die Schnellste und kann die 30 Fragen fehlerlos beantworten. Von den Teilnehmern im Alter von 14 bis 43 Jahren bestehen 24 die Prüfung. Maximal fünf Fehler dürfen die sie machen – nur zwei Prüflinge liegen knapp darüber und müssen zur Nachprüfung.

„Dieser Lehrgang ist überdurchschnittlich gut, das spricht für die hervorragende Ausbildung“, sagt Bezirks-Schiedsrichter-Lehrwart (BSL) Uwe Herrmann vom Bezirk Hannover, der die Fragebögen kontrolliert. Denn zehn künftige Schiedsrichter haben ihre Prüfung mit null Fehlern abgelegt. Über die niedrige Fehlerquote von nur 1,6 freut sich besonders Kreis-Schiedrichter-Lehrwart Marcus Schierbaum. Er hat mit seinem Team (Julian Goldammer und Eric Müller) die fußballbegeisterten Teilnehmer auf diese Prüfung vorbereitet.
„In den letzten Jahren kommen immer mehr Frauen zu den Lehrgängen – es ist ein absoluter Boom“, sagt BSL-Uwe Herrmann, der die Prüfungen im gesamten Bezirk Hannover abnimmt. Das zeigt auch die Statistik: 2008 waren 420 Schiedsrichterinnen in Niedersachen tätig, 2009 gab es eine Steigerung um ganze 34 Prozent. Somit pfeifen jetzt in Niedersachsen 577 Frauen und Mädchen Fußballspiele.
„Wir kommen unserem Ziel näher, dass Frauenspiele in Zukunft komplett von Frauen gepfiffen werden“, sagt Uwe Herrmann weiter.

Zu den ersten Gratulanten nach der Prüfung gehört der Vorsitzende des Niedersächsischen Fußball Verbandes (NFV) Kreis Hildesheim, Detlef Winter. „Fußball-Schiedsrichter zu sein ist eine besondere Sache. Ein gewisses Stehvermögen auf dem Platz muss sein, denn es ist nicht einfach 22 Leute voneinander zu trennen“, sagt Detlef Winter. Er weiß dies aus eigener Erfahrung – seit 31 Jahren ist er selber Schiedsrichter.
Angst vor der Aufgabe mit vielen Pflichten und schnellen Entscheidungen hat Larissa Kühl nicht. „Ich kann mich gut durchsetzten, obwohl ich klein bin“, sagt sie mit kräftiger Stimme. Besonders freut sie sich darauf, ein Spiel der Alt-Senioren-Mannschaft ihres Vaters zu pfeifen. Doch alles schön der Reihe nach. Zuerst möchte sie ihr erstes Spiel leiten. Nach drei geleiteten Spielen bekommt sie dann den wichtigen Schiedsrichter-Ausweis. Wenn dann alles gut läuft, kommen die nächsten Ziele: Spiele der Bezirksoberliga. Und sollte das alles klappen – wer weiß. Vielleicht wird dann der Wunsch von Detlef Winter wahr, dass bald ein Bundesligaschiedsrichter oder sogar eine Bundesligaschiedsrichterin aus dem Kreis Hildesheim kommt…

Informationen über die Ausbildung zum Schiedsrichter gibt es unter www.srhildesheim.de

Bettina Reese

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