Nachspiel: Geldstrafe und Arrest

Amtsrichterin kritisiert Sportgericht
(Neustadt.) Es war eigentlich nur ein Fußballspiel. 1. Kreisklasse Hannover-Land, Staffel 2. Doch für Schlagzeilen sorgt die Partie zwischen Blau-Gelb Elze und dem TSV Mesmerode auch noch sieben Monate später. Denn gestern beschäftigte sich das Amtsgericht Neustadt mit dem unrühmlichen Ende des Freizeitkicks, den Schiedsrichter Dennis R. am 17. September vergangenen Jahres nach 88 Minuten beim Stand von 3:0 für Elze abgebrochen hatte.
Nach drei Platzverweisen gegen die Gäste aus Mesmerode war der Unparteiische attackiert worden. Die mehrmonatigen Sperren, die die beiden Angreifer vom Sportgericht erhalten hatten, sind längst abgelaufen. Doch weil der Unparteiische sie wegen Körperverletzung angezeigt hatte, folgte gestern ein zweites und deutlich härteres Urteil: Der 32-jährige Haupttäter, der den Schiedsrichter zweimal von hinten in den Rücken gestoßen hatte, erhielt eine Geldstrafe in Höhe von 4800 Euro (80 Tagessätze). Ein 19-jähriger Mitspieler, der den Referee nach Ansicht des Gerichts geschubst hatte, muss vier Tage Jugendarrest absitzen. Allerdings kündigten die Angeklagten an, Berufung gegen das Urteil einlegen zu wollen.

Richterin Frauke Pleines ging mit ihrem Strafmaß deutlich über der Forderung des Staatsanwaltes hinaus. Der hatte für den 32-Jährigen eine Geldstrafe in Höhe von 1950 Euro und für den 19-Jährigen, der gegen den Unparteiischen geschubst worden sein will, wegen Körperverletzung unterhalb der Erheblichkeitsgrenze sogar einen Freispruch beantragt. Die Urteilsbegründung wurde dabei zum Plädoyer für die Schiedsrichter. „Sie nehmen wie Lehrer eine besondere Position ein. Sie sind unangreifbar, das weiß auch jeder
Fußballer“,
erklärte Pleines. „Aber inzwischen sind die Schiedsrichter nicht mehr tabu und werden vor allem in den unteren Spielklassen immer wieder angegriffen.“ Daher seien diese Fälle von Körperverletzung deutlich härter zu bestrafen als Kneipen-Schlägereien, wie sie sonst häufig auf ihrem
Schreibtisch landeten.

Zudem kritisierte die Richterin das Sportgericht des Fußballkreises Hannover-Land, das ihrer Ansicht nach deutlich zu milde mit den beiden TSV-Spielern umgegangen sei. Der 32-Jährige ist nach einer sechsmonatigen Sperre seit Mitte März wieder spielberechtigt, sein Mitspieler schon seit Mitte Dezember wieder am Ball. „Das Sportgericht hätte die Spieler für ein Jahr oder sogar den ganzen Verein sperren müssen“, sagte Pleines.

Dass Dennis R. im Gegensatz zu vielen anderen Schiedsrichtern, die auf dem Platz attackiert wurden, zusätzlich zum Eintrag auf dem Spielberichtsbogen auch noch den Weg zur Polizei suchte, begründete er mit dem Verhalten der Mesmeroder Fußballer nach dem Spielabbruch. „Ich habe sie hauptsächlich angezeigt, weil sie sich nicht bei mir entschuldigt haben“, sagte der 22-jährige Neustädter, der gestern als Zeuge aussagte. „Es hat mich geärgert, dass der Vorfall von ihnen so heruntergespielt wurde.“
Den Eindruck, dass sie den Ernst der Situation nicht verstanden haben, vermittelten die Angeklagten auch vor Gericht. Sie waren ohne Anwalt erschienen, der 32-Jährige erklärte zudem, er halte die Strafe des Sportgerichtes für völlig ausreichend und die Verhandlung vor dem Amtsgericht für absolut übertrieben.

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