„Junge SR dürfen Fehler machen“

Thomas Rüdiger fordert mehr gegenseitigen Respekt

DFB Schiedsrichter-Chef Volker Roth kritisierte
kürzlich bei der Halbzeittagung der deutschen Referees
das Verhalten der Bundesliga-Trainer und kündigte
ein härteres Vorgehen gegen schlechtes Benehmen an der
Seitenlinie an. Auch bei den Unparteiischen im Bezirk
Hannover steht Ende Januar die Halbzeit-Tagung an.
NDZ-Sportredakteur Jan Erik Bertram sprach mit dem
Vorsitzenden des Bezirksschiedsrichter-Ausschusses,
Thomas Rüdiger (Bad Salzdetfurth) über dessen Zwischenbilanz.

Müssen auf Bezirksebene auch die Trainer im
Zaum gehalten werden?

Nein, bei uns ist das zum Glück noch kein Problem, mir
ist in der Hinsicht jedenfalls nichts bekannt.

Aber dass Trainer wegen verbaler Entgleisungen
auf die Tribüne geschickt werden, ist doch auch
keine Seltenheit.

Dass sich Trainer mal echauffieren ist normal. Dann werden
sie tatsächlich mal hinter die Bande oder auf die Tribüne
gesetzt, damit ist die Sache aber meist auch abgegolten.
Ein Trainer darf sich auch mal aufregen, aber dann sollte
die Sache abgehakt sein. Man sollte nicht noch das Volk aufwiegeln.

Gerade in unteren Klassen, wo auch nicht der
beste Fußball gespielt wird, wird gerne auf die
Schiedsrichter geschimpft.

Im Bezirk haben wir in dieser Saison 30 Schiedsrichter dabei,
die erst aufgestiegen sind. Ich erwarte von den Trainern und Spielern, dass sie gerade den jungen Unparteiischen
auch mal Fehler zugestehen. Die Trainer fordern ja auch
immer, dass man jungen Spielern Fehler zu gesteht.

Von Schiedsrichtern wird auch gerne Fingerspitzengefühl
gefordert. Kann es das eigentlich geben?

Streng genommen wäre das schon eine Regelbeugung. Es
gibt eben feste Regeln: Ein Handspiel auf der Torlinie
gibt Rot. Punkt. Es gibt aber einen Ermessensspielraum,
zum Beispiel wenn es darum geht, Gelb zu zeigen. Den
sollte ein Schiedsrichter schon nutzen, besonders ein erfahrener.
Bei brisanten Spielen, etwa Derbys, sind aber auch die
Ansetzer gefragt, die sollten junge Schiedsrichter in solchen
Spielen nicht ins Feuer werfen.

Wie fällt Ihre Bilanz der Hinrunde im Bezirk Hannover aus?
Es bewegt sich alles im normalen Bereich. Es gibt keinen
sprunghaften Anstieg bei Platzverweisen oder ähnlichem.

Wo gibt es denn Probleme?
Im Jugendbereich nimmt die Gewalt zu.

Auch gegen Schiedsrichter?
Zum Glück nicht, da hatten wir bislang nur
einen Fall. Gewalt unter den Spielern ist
an der Tagesordnung. Was auch auffällt: Die
Eltern schimpfen zum Teil schlimmer als die Trainer.

Was raten Sie?
Dass sich alle gegenseitig mehr Respekt entgegenbringen.
Das würde es auch leichter machen, Nachwuchs für die Schiedsrichterei
zu finden. Der wird nämlich merklich weniger.

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