Fünf Aspekte zur Gelben Karte von Berlin

Spielanalyse kompakt von Marco Haase:

Berlin/Bremen. Schiedsrichter Sascha Stegemann hat mit seiner genauso richtigen wie notwendigen Gelben Karte gleich Mehreres erreicht:

  • Der 30-jährige Diplom-Verwaltungswirt aus Niederkassel, in seinem zweiten Jahr im Fußball-Oberhaus dabei, setzt das Regelwerk um. Die einschlägige Regel 12 ist eindeutig: Wer sich so verhält, wie Clemens Fritz, muss verwarnt werden.
  • Die Gelbe Karte zeigt, dass Kapitäne keine Sonderrechte genießen.
  • Sascha Stegemann setzt in diesem Spiel zum richtigen Zeitpunkt ein Zeichen. Mit dieser „Persönlichen Strafe“, wie die Karten Gelb, Gelb/Rot, und Rot im Fachjargon genannt werden, macht der DFB-Referee allen anderen Akteuren klar: Hier ist eine Grenze überschritten worden, und das wird im Sinne des Fußballsports nicht toleriert. Und das erfolgreich. Nicht nur Clemens Fritz reißt sich danach am Riemen, die übrigen Spieler beider Mannschaften ebenso.
  • Die 60. Spielminute von Berlin ist insofern eine wichtige Schlüsselszene mit Auswirkung auf den weiteren Spielverlauf. Direkter Freistoß plus Gelb sind eine maßgebliche Voraussetzung mit dafür, dass die Partie zwischen Hertha und Werder normal zu leiten bleibt. Wenn der Unparteiische solche Schlüsselszenen verpasst, wird eine Begegnung oft schwieriger zu leiten.
    Beispiel Sinsheim, das sehenswerte Spiel zwischen der TSG 1899 Hoffenheim und Bayern München: Referee Tobias Stieler (Hamburg) leitet insgesamt nicht schlecht. Bis zur 64. Minute gibt es keine einzige „Persönliche Strafe“ – danach bis zum Schluss sage und schreibe sieben Karten (sechsmal Gelb, einmal Gelb/Rot). Der 34-jährige FIFA-Referee ist professionell genug, sich kritisch zu hinterfragen, ob eventuell in der einen oder anderen Schlüsselszene zuvor ein Zeichen notwendig gewesen wäre, womit diese Vielzahl an Karten gegen Ende der Partie hätte vermieden werden können.
  • Schiedsrichter Sascha Stegemann trägt mit seiner Verwarnung gegen Clemens Fritz zur Attraktivität des Fußballsports bei und handelt, hoffentlich, beispielgebend für alle übrigen Unparteiischen, die – egal in welcher Spielklasse – Woche für Woche unterwegs sind. Großzügigkeit bei Unsportlichkeiten ist in einer Zeit, in der viel von Fairplay und Gewaltprävention gesprochen wird, völlig fehl am Platze.

Quelle: Pfiff der Woche – az-online.de

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