Alles bestens – bis zur 69. Minute

São Paulo/Uelzen. Natürlich: Wie jeder Fußballer, ob Spieler, Trainer oder Physio, ist auch jeder Schiedsrichter froh, für eine WM nominiert zu sein. Da kann man dann auch die Partie Grönland gegen Alaska pfeifen, egal: Man ist beim „World Cup“ dabei.

Schiedsrichter Yuichi Nishimura (links) aus Japan ist ein hocherfahrener FIFA-Referee mit der Routine von zwei Weltmeisterschaften, Olympia und Confed Cup. Daher bringt er das Eröffnungsspiel zwischen Brasilien und Kroatien (3:1) trotz der strittigen 69. Minute problemlos über die Bühne – über den falschen Pfiff zum Strafstoß für Brasilien nach einem harmlosen Zweikampf zwischen Brasiliens Oscar und Hrvatskas Dejan Lovren wird trotzdem bis heute diskutiert.
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Schiedsrichter Yuichi Nishimura (links) aus Japan ist ein hocherfahrener FIFA-Referee mit der Routine von zwei Weltmeisterschaften, Olympia und Confed Cup. Daher bringt er das Eröffnungsspiel zwischen Brasilien und Kroatien (3:1) trotz der strittigen 69. Minute problemlos über die Bühne – über den falschen Pfiff zum Strafstoß für Brasilien nach einem harmlosen Zweikampf zwischen Brasiliens Oscar und Hrvatskas Dejan Lovren wird trotzdem bis heute diskutiert.

Aber trotzdem gibt es auch bei einem solchen Turnier ganz besondere Spiele, auf die man als Unparteiischer ein Leben lang stolz sein darf. Dazu gehört das Eröffnungsspiel einer Weltmeisterschaft, bei dem weltweit mehr als eine Milliarde Zuschauer live dabei sind. Da kann man mit einem blöden Pfiff ganz schnell auf dem ganzen Planeten der Buhmann sein und Schwierigkeiten mit der künftigen Wahl des Urlaubsortes haben – obwohl man all die Kritiker nicht persönlich kennt und ihnen gar nichts getan hat.

Schiedsrichter Yuichi Nishimura aus Japan leitet beim 3:1 der Brasilianer gegen ebenbürtige Kroaten bis zur 69. Minute erstklassig und hat die Partie im Griff. Eine Schlüsselszene ist die 9. Minute vor einem Eckstoß für Brasilien, als es im kroatischen Strafraum hoch her geht. Nishimura schreitet ruhig und bestimmt ein, sucht sich die Streithähne heraus und bedeutet unmissverständlich: Das läuft mit mir heute nicht. Eine wirkungsvolle Ermahnung mit Signalcharakter auch für alle übrigen Akteure.

In der 27. Minute kassiert Brasiliens Superstar Neymar völlig zurecht die Gelbe Karte nach einer harten Armattacke gegen Modric. Yuichi Nishimura setzt mit diesem Karton eine klare Grenze – und ihm ist völlig egal, dass es Gastgeber Brasilien ist, den die erste Verwarnung trifft. Der Japaner aus Tokio hat eine so große Autorität, dass er selbst nach groben Fehlern akzeptiert wird.

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99,9 Prozent korrekter Entscheidungen nützen nichts: Aber mit dem Urlaub in Kroatien sollte Schiedsrichter Nishimura (3. von links) nach dem unberechtigten Strafstoßpfiff ein bisschen warten.

Und einen groben Fehler gibt es leider: In der 69. Minute passiert im kroatischen Strafraum ein Zweikampf zwischen Brasiliens Oscar und Hrvatskas Dejan Lovren. Auch wenn es eine leichte Berührung mit dem linken Arm gibt und Oscar zu Boden geht: Das ist kein Foul, der Strafstoß-Pfiff ist falsch! Auch das Stellungsspiel des japanischen Schiedsrichters ist in dieser Szene zweimal suboptimal. Zum einen hat Nishimura keinen seitlichen, sondern frontalen Blick auf den Zweikampf; das ist für die Bewertung immer schlecht, weil man weniger sieht. Und weiterhin: Anstatt nach dem Strafstoß-Pfiff seitlich raus in Position zu laufen, spurtet er an die Torauslinie und hat daher einen Pulk kritischer Kroaten um sich herum.

Dass Yuichi Nishimura eine große Erfahrung hat, erkennt man dennoch in dieser Partie. Schon bei der WM 2010 in Südafrika ist der heute 42-Jährige, der seit zehn Jahren auf der FIFA-Liste steht, dabei und leitet immerhin vier Partien. Ebenso ist er bei Olympia 2012 und beim Confed Cup 2013 im Einsatz.

Dank dieser großen Erfahrung bringt Nishimura auch das Eröffnungsspiel insgesamt ohne Probleme über die Bühne und behält aufgrund seiner natürlichen Autorität alles im Griff. Trotzdem nützt das alles nichts, nützen 99,9 Prozent korrekter Entscheidungen nichts: In einer spielprägenden Szene, der 69. Minute, liegt der Japaner daneben – und mit dem Urlaub in Kroatien sollte er noch ein bisschen warten, zumindest bis die Vorrunde vorbei ist.

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